07/09/10 - Ancona und Portonovo [Tag 35-39/km 1977-2096]

Auf dem Weg nach Ancona erpedalieren wir unsere 2000 km und wollen uns daraufhin mit ein paar Ruhetagen belohnen. Wir entscheiden - wegen der hässlichen Hafenseite - unser Glück auf ein paar Urlaubstage südlich von Ancona zu suchen_wir finden es in Form eines Naturparks in Portonovo. Das Wasser ist glasklar und die Sonnenuntergänge postkartenkitschig. Bis auf das bescheidene Wetter ist es wirklich toll hier. Bevor wir die Luxusfähre nach Griechenland nehmen, gehen wir - da Torsten sich beim Trinkflasche auskochen das Teil zerschmolzen hat - noch in hiesigen Outdoor- und Fahrradläden etwas shoppen...später campieren wir notgedrungen im Stadtpark von Ancona....

Die ca. 24 stündige Fährfahrt nach Patras ist wirklich klasse. Nach dem ganzen „aufdembodensitzenmitessenkochenundschlafenimzelt“ empfinden wir die nächsten Stunden, als wären wir in der erste Klasse! Es gibt Internet, Duschen, Liegen, einen Pool und sonst noch allerhand Schnickschnack an Bord; und alles für sage und schreibe 25 €!

 

06/09/10 - Seltsamer Tag [Tag 34/km 1924-1977]

Andrej, der Wettergott, hat leider Recht behalten. Es wird windig, zieht sich zu und vereinzelt kommen immer wieder Schauer. Aus einem Bad in der Adria wird also nichts. Noch dazu werden die Küstenabschnitte zunehmend immer düsterer, um nicht zu sagen angsteinflößend häßlich. Alte Hotelbunker und Ferienanlagen sind von Obdachlosen besetzt, an den Stränden liegt mehr Plastikmüll als Sand und wir fahren an dem wohl traurigsten Spielplatz Italiens vorbei. Nicht der perfekte Platz zum campen.

Als die kleine Küstenstraße endet bleibt uns einzig die enge Hauptstraße SS16 Richtung Ancona. Wieder einmal drängen uns fette LKW's fast an die Leitplanken. Unsere Nerven liegen blank, mittlerweile ist es dunkel und ungern wollen wir noch weiter fahren... Da taucht plötzlich dieser Pole mit seinem Radel samt Packtaschen auf, der irgendwas von Kirchen, Jesus, Gott, Jesus' Tuch und seiner Pilgertour erzählt, bevor er in die andere Richtung weiterpedaliert. Seltsame Situation hier auf der SS16. Wir fahren noch ein Stück und biegen auf „Gefühl“ rechts ein. Hinter einer Fabrik zeigt sich uns da unerwartet ein hell leuchtendes Kreuz. Auf einem Hügel ist eine winzige Kapelle, - der perfekte Schlafplatz. Beim Abendessen reden wir lange über die Situation, Zufälle und Gottesglaube...

 

05/09/10 - Die Adriaküste runter [Tag 33/km 1858-1924]

Weiter geht es immer entlang der Adriaküste. Seltener an schönen Fischerstädtchen vorbei als an Hotelanlagen und eingezäunten Stränden. In Rimini erzählt uns ein obdachloser Rumäne dass es ab jetzt für ein paar Wochen nur regnen wird - wir können es uns kaum vorstellen bei 32° - Andrej läd uns ein mit zur Caritas zu kommen, wo er schläft. Dankend lehnen wir ab und zeigen ihm unser Haus.

Nach einer unruhigen Nacht hinter einem Campingsplatz fahren wir vom Sonnenschirmmeer in Rimini ein paar Kilometer weiter durch einen wunderschönen Naturpark – Kontrastprogramm! Pinien- Rosmarin- und Harzgeruch in der Nase, und dann auch endlich ein Wurstbaum (diese Bäume die seltsamer Weise nach geräucherter Wurst riechen), Weinhänge, trockene warme Luft und immer wieder einen wunderschönen Blick auf die Adria.

 

03/09/10 - Von Ferarra bis an die Adriaküste [Tag 31-32/km 1705-1858]

In Ferrara brechen wir - guten Mutes die Küste noch am selben Abend zu erreichen – auf. Leider ist die Hauptstraße sehr stark befahren, voll von Lastwagen und neben den Leitplanken quasi kein Seitenstreifen. Nach Tipps von einem Einheimischen fahren wir bei Alfonsine auf kleinen Nebenstraßen, die uns direkt zum Meer führen sollen. Es wird langsam dunkel und wir schlagen uns „irgendwo rechts rein“ in einen Weinbau. Am nächsten Morgen treffen wir bei Casalborsetti auf die Adriaküste. Ein tolles Gefühl das Meer, welches uns nach Griechenland bringen wird aus eigener Muskelkraft erreicht zu haben.

Wir fahren an etlichen Stränden, dutzenden Flussmündungen mit Fischfangkonstruktionen die man aus Indien oder Südostasien kennt und gefühlt an einer Million Campingplätzen vorbei. Auf der Höhe um Ravenna verfahren wir uns durch riesige Gewerbegebiete, biegen versehentlich auf die Autobahn und kommen nicht so wirklich um diese verflixte Stadt herum. Als wir Ravenna endlich hinter uns lassen verfahren wir uns ein weiteres Mal, komischerweise durch einen Naturpark...

 

29/08/10 - Vom Po bis nach Ferarra [Tag 29-30/km 1630-1705]

nach einem 120km-Fahrtag finden wir ein nettes Plätzchen nahe des Flusses, wo wir unser Zelt aufschlagen und uns erstmal mückenfest machen. Nach einem anstrengenden und schönem Fahrtag durch die Poebene gibt es ein deftiges Paprikareis mit geräuchertem Schwarzwälder-Schinken. Unseren letzten Abend mit Günter lassen wir mit einer Flasche Rotwein und den Resten der Schokotorte vom Mittag schön ausklingen.

Der nächste Tag führt uns entspannt und überwiend am Po-Radweg zur Unesco-Weltkulturerbe und vor allem Fahrradstadt Ferrara. Hier verabschieden wir uns von Günter, und schauen uns erstmal die Fahrradläden an. Am nächsten Tag treffen wir uns lustigerweise mit Lisa, Jörg und Castro, die gerade aus Slowenien kommend nach Sardinien fahren, und verbringen einen netten Abend bei Peroni-bier und Pizza zusammen auf einer Piazza.

Po-Panorama

 

26/08/10 - Oberitalienische Seen bis zum Po [Tag 25-28/km 1299-1630]

Nach zwei Tagen Ruhepause am Lago di Lugano, radeln wir den See entlang und sind auf einmal in Italien. Ein fließender Übergang, denn schon nachdem wir den Alpenkamm überquert hatten, war schon alles voller Gelaterias, Bars, knutschenden Pärchen, und italienisch um uns herum. Jetzt ist nur die Währung wieder Euro, sonst verändert sich nicht viel.

Weiter geht’s am Lago di Como vorbei zum Lago di Lecco, wo wir Riekes Vater treffen, der für ein paar Tage – mit geliehenem Fahrrad, improvisierten Packtaschen und einem einfachen Zelt – mit uns mitradelt. Wir fahren zunächst nach Bergamo, wo wir bei einem leckeren Mittagessen in der Oberstadt unsere Pläne besprechen.

Die nächsten Tage geht es durch die Lombardei, entlang der norditalienischen Seen - Lago d'Iseo und Lago di Garda – bis nach Verona. Dort schauen wir uns natürlich den berühmten Romeo & Julia Balkon an, der uns weniger beeindruckt als die Fülle an Liebesbotschaften an den Wänden ringsherum. Nach einer Mittagspause machen wir uns auf 'gen Süden Richtung Po.